Sportskarneval in australischen Schulen

Ein Sportskarneval in Aussie Schulen ist eine bunte, laute Angelegenheit mit viel Lärm und Spaß. Und obwohl ich es nicht beweisen kann, glaube ich, dass diese Sportskarnevale ein Grund dafür sind, warum die Aussies so ausgelassen, freundlich und kameradschaftlich sind.

Ich erinnere mich noch an die Sportfeste meiner Schule. Brrr, mir graust dabei. Ich habe sie gehasst. Vor allem, weil ich kein guter Athlet war und mir war peinlich, dass jeder meine Unzulänglichkeiten sehen konnte. Ehrlich gesagt, versuchte ich jedes Jahr mit einer angeblichen Krankheit den Sportfeststress zu vermeiden.

Australische Sportskarnevals sind total anders als deutsche Sportfeste:

Teamgeist

Schon am 1. Schultag wird jedes Kind in eines der 4 Schulteams eingeteilt, die jeweils verschiedene Farben und Namen haben. Dabei sind Geschwister grundsätzlich im gleichen Team. Meine Kinder gehören zu Pamelia, dem grünen Team ihrer Schule.

Beim Sportskarneval und bei dessen Vorbereitungen müssen alle Mitglieder des Teams zusammenarbeiten, sich gegenseitig anfeuern und unterstützen. Eine großartige Vorbereitung für das Arbeitsleben, finde ich.

Obwohl es einige Kinder gibt, die unbedingt gewinnen wollen, geht es bei der Mehrzahl der Kinder darum, dass jeder sein absolut Bestes gibt, um viele Punkte für ihr Team zu sammeln.

Es rührt mich jedes mal, wenn beim 400-Meter-Lauf ein Kind weit hinter den anderen zurückbleibt und dieses Kind von seinem Team angefeuert wird und alle jubeln, wenn es die Ziellinie erreicht. So etwas habe ich in Deutschland noch nie gesehen.

Vorbereitungen

Maskottchen Tinkerbell

Maskottchen Tinkerbell

Mehrere Wochen vor dem Sportskarneval wählen die Kinder ihre Kapitäne und Vizekapitäne (jeweils 1 Junge und 1 Mädchen des ältesten Jahrgangs der Schule für jedes Team). Die Kapitäne führen ihr Team an, helfen beim Trainieren und erstellen einen Reim für ihr Team. Sie sind auch dafür verantwortlich, ihre Zelte zu dekorieren sowie Teammaskottchen zu finden und Verkleidungen für sie zu basteln oder zu organisieren.

Die Maskottchen sind meistens ein Junge und ein Mädchen der 1. Klasse. Meine Tochter durfte dieses Jahr Maskottchen für ihr Team sein und sich als Tinkerbell verkleiden. Das andere Maskottchen war Peter Pan.

Eltern sind voll dabei

Aussie Eltern lieben Sportskarnevale. Sie nehmen sich an diesem Tag zumindestens einige Stunden frei, um ihren Sprösslingen zuzusehen und ihnen zuzujubeln. Viele bleiben aber den ganzen Tag und helfen in der Schulkantine oder beim Organisieren des Karnevals. Andere bringen ihre Zelte und Campingstühle und genießen beim Picknick das Spektakel.

Einmarsch

Einmarsch

Am großen Tag tragen alle Kinder die Farben ihres Teams. Viele bemalen auch ihr Gesicht und färben ihre Haare. Auch die Eltern ziehen sich entsprechend der Farbe ihrer Kinder an.

Der Karneval beginnt mit dem Einmarschieren der Teams. Am vorderen Ende jedes Teams marschieren die Kapitäne, die laut Zeilen des Teamreims vorschreien. Die anderen Kinder schreien nach. Den Kapitänen folgen die Maskottchen. Am Ende marschiert der Fahnenträger. Jedes Team bekommt Punkte für den Einmarsch, also gibt sich jeder große Mühe.

Wettkämpfe, Medaillen und Trophäen

Während des Sportskarnevals messen sich die Kinder nicht zur gegenseitig beim Laufen, Werfen und Springen, sondern auch bei Teamsportarten, wie Staffellauf und Tauziehen. Es gibt sogar extra Spiele für die Eltern.

Die ersten 4 Plätze in jedem Wettkampf erhalten Bänder, die den Kindern an das T-Shirt angeheftet werden. Und natürlich dürfen sie auch auf der Ehrentreppe stehen, damit die stolzen Eltern Fotos machen können.

Am Ende des Tages werden die Punkte für jedes Team und für jedes Kind zusammengezählt. In jedem Jahrgang erhält der sportlichste Junge und das sportlichste Mädchen eine Medaille. Das Team mit der höchsten Punktzahl erhält eine Trophäe. Alle jubeln über ihre Erfolge und ich habe im Verliererzelt noch nie ein trauriges Gesicht gesehen.

Ein australisches Sportskarneval ist eine aufregende Veranstaltung für die ganze Familie, vor der sich niemand fürchten muss. Meinst du, man könnte so etwas in Deutschland einführen?

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