457 Visum: Wie ich einen Sponsor in Australien gefunden habe

Wer schreibt hier?

Ich bin die Chrissy, 32, hauptberuflich Web-Designer, aber momentan auch viel im Internet beim Bloggen unterwegs. Ursprünglich komme ich aus München, habe die letzten 5 Jahre aber in Australien verbracht.

Mein Weg zum 457 Visum

Als ich 2011 für ein Jahr Travel & Work nach Australien gegangen bin, stand für mich bald fest, dass ich gerne länger bleiben würde. Mit dem zweiten Jahr Working Holiday, das für uns Deutsche ja relativ leicht zu bekommen ist, habe ich mir dann noch etwas mehr Zeit geschaffen, um mich über anderweitige Visa zu informieren.

Da die Visachancen in Australien daran hängen, was man beruflich macht, kam für mich eigentlich nur das sogenannte 457 Employer Sponsored Visa in Frage. Heißt im Klartext, ich brauchte eine Firma, die mich in einer Vollzeit Festanstellung einstellt und sich damit einverstanden erklärt, mir das Visum zu sponsern. Es ist fast schon eine kleine Patenschaft, die man da eingeht, denn das Unternehmen ist, sollte man irgendwelchen Mist in Australien bauen, dann auch bei einigen Dingen für einen haftbar. Außerdem ist das Ganze natürlich mit Kosten für beide Antragsteller verbunden, also sowohl für mich, als auch für das Unternehmen.

Ihr könnt euch deshalb vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist, einen Sponsor zu finden. Wie habe ich es trotzdem geschafft? Hier ein paar Tipps, die mir dabei geholfen haben:

1. Von Australien aus bewerben

Ich habe mich von Australien aus auf Stellen beworben. Wenn man vor Ort ist, geht vieles einfacher. Zu Vorstellungsgesprächen wird man manchmal recht spontan eingeladen und wenn man sich dann noch in Deutschland befinden, ist das natürlich ungut. Ihr müsst dazu auch wissen, dass die Berufswelt in Australien etwas schnelllebiger ist als wir es von Deutschland her gewohnt sind. Jobs werden oft schneller vergeben, man kann dafür im Gegenzug aber auch schneller wieder draußen sein. In Australien gibt es keine 3-monatige Kündigungsfrist, es sind meistens nur 4 Wochen.

2. Online suchen

Mag sein, dass jetzt viele von euch sagen „Ja klar suche ich online nach Jobs, wie denn auch sonst?“. Es gibt aber ein paar clevere Wege, das Ganze zu optimieren. Verlasst euch nicht nur auf Jobportale wie SEEK, wo sich meistens eh nur Recruiter herumtreiben. Mir persönlich haben große Jobportale nichts gebracht. Auch habe ich noch NIE von jemandem gehört, der sein 457 Visum durch einen Recruiter bekommen hat. Ich sage nicht, dass es das nicht gibt, aber die Chancen sind meiner Meinung nach sehr gering.

Was also tun? Ein guter Weg ist, sich auf LinkedIn (dem Pendant zu unserem deutschen XING) anzumelden und erst mal seinen Lebenslauf einzustellen. Möglichst detailliert, denn es schauen wirklich viele Leute und auch potentielle Arbeitgeber auf eure Seite. Wenn das getan ist, könnt ihr euch als zweiter Schritt in der LinkedIn Job-Sektion umschauen. Da sind manchmal gute Sachen dabei, auf die man sich direkt bewerben kann. Ohne Recruiter!

Außerdem gibt euch LinkedIn die Möglichkeit, nach Leuten zu suchen, die in eurem Fachbereich arbeiten. Ich kann gar nicht genug betonen, wie hilfreich das für euch ist. Alles was ihr dann noch tun müsst, ist zu gucken, bei welcher Firma genau diese Leute arbeiten und Schwups habt ihr eine ganze Liste an potentiellen Arbeitgebern. Noch schnell die Webseite der Unternehmen raussuchen und dann Blindbewerbungen verschicken. Perfekt!

3. Nichts unversucht lassen, allen von deiner Jobsuche erzählen

Das hört sich für unsere Ohren manchmal komisch an, aber in Australien werden tatsächlich viele Jobs rein über Kontakte vergeben. Wenn eine Stelle frei wird, ist es nicht unüblich, dass bereits dort Angestellte jemanden kennen, der jemanden kennt…, der perfekt auf den Job passen würde. Das sichert euch die Stelle natürlich noch nicht zu 100%, aber man hat dann schon ganz gute Chancen, wenn man zu einem Vorstellungsgespräch erscheint. Deshalb zögert nicht, sogar bei Gesprächen mit fremden Leuten auf der Strasse, eure Jobsuche zu erwähnen. Manchmal zahlt es sich aus. Ich habe mit dieser Taktik in kürzester Zeit zwei hilfreiche Kontakte bekommen.

4. Probearbeiten, wenn möglich & Arbeitgeber überzeugen

Versetzt euch in den Arbeitgeber hinein. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass euch eine Firma sponsert, wenn sie nicht wissen, wie ihr arbeitet und ob ihr euren Job wirklich so gut beherrscht wie ihr behauptet. Bei sehr gefragten Berufen ist es wahrscheinlich anders, aber für mich als Web-Designer war es ein absolutes Muss, Arbeiten herzeigen zu können und im Idealfall mal für ein paar Tage auf Probe zu arbeiten. Bei mir hat es sehr positiv mit eingespielt, dass ich mit meinem Second Year Working Holiday Visa bei einigen Firmen in Melbourne als Freelancer projektbezogen gearbeitet habe und dadurch schon ein paar Kontakte in der Branche hatte. Eine dieser Firmen wurde dann auch mein späterer Sponsor.

Beim Probearbeiten kommt es logischerweise etwas auf euer Visum an. Wenn ihr nur mit einem Touristenvisum oder ähnlichem in Australien seid, bei dem ihr keine Arbeitsrechte habt, ist es mit dem Arbeiten auf Probe schwer. Unbezahlt geht manchmal, aber ist die Frage, ob ihr das machen wollt. Falls ihr keine Arbeitsrechte habt, poliert euer Online Portfolio auf. Wenn ihr einen Job so wie ich habt, bei dem ihr Endergebnisse vorzeigen könnt, stellt schöne und anschauliche Bilder zusammen, die belegen, was ihr gemacht habt und vor allem wie ihr es gemacht habt. Falls ihr einen Job habt, bei dem ihr am Ende nichts bildlich vorzeigen könnt, konzentriert euch darauf, in eurer Bewerbung ganz gezielt darzustellen, was ihr an positiven Ergebnissen in eurem letzten Job erreichen konntet.

Wenn ihr zum Beispiel Projekt Manager seid, könntet ihr aufzählen, dass euer letztes Projekt zum geplanten Zeitpunkt fertig gestellt wurde, dass ihr vielleicht sogar die geplante Projektdauer um …% oder …Tage unterboten habt. Kurz, findet einen Weg potentielle Arbeitgeber zu begeistern und damit klar zu machen, dass ihr das Sponsorship wert seid.

5. Geduld haben und immer wieder nachhaken

Einen Sponsor findet man im seltensten Fall von heute auf morgen. Ich hatte innerhalb von ein paar Tagen eine Firma gefunden, die theoretisch interessiert wäre, mich einzustellen. Bis es dann aber wirklich soweit war, dass sie gesagt haben „Ok, wir gehen das Visum jetzt an“, hat es 1 ½ Monate gedauert und oftmaliges Nachfragen und Erinnern meinerseits gefordert. Gebt euch mindestens 3 bis 4 Monate, wenn möglich sogar ein halbes Jahr Zeit. Wenn danach immer noch gar nichts in Aussicht ist, macht es vermutlich Sinn, euren Plan zu ändern.

Sobald ihr eine Firma gefunden habt, die daran interessiert ist, euch auf einem 457 Visum zu sponsern, ist der Antrag das geringste Problem. In meinem Fall hat das Unternehmen darauf bestanden, einen Immigration Anwalt einzuschalten. Ich denke sie waren sich etwas unsicher, was die Beantragung angeht, weil sie vorher noch nie jemanden gesponsert hatten. Es war alles recht unkompliziert und nach Einreichung beim Immigration Department hatte ich die Bestätigung bereits nach einer Woche (!) in meinem Email Postfach.

“Dear Christina, we wish to confirm that your 457 visa has now been approved.”

Was für ein Gefühl! Ich hatte es tatsächlich geschafft! Immer und immer wieder hatten mir diverse Leute vorher gesagt „Das wird wahrscheinlich nichts“ oder Sachen wie „Es ist momentan wirklich schwierig, an ein Sponsorship zu kommen“. Und jetzt das! Ich hätte die ganze Welt umarmen können! Es ist auch ehrlich gesagt nicht das erste Mal, dass mir mehr als deutlich gezeigt wurde:

Es geht ALLES, wenn man es nur wirklich will. Lasst euch von niemandem entmutigen.

Wollt ihr wissen, wie auch andere Leute es geschafft haben, auf einem 457 Visum nach Australien auszuwandern? Dann schaut euch gerne auf meiner Seite Raus nach Aus die 457 Visum Erfahrungsberichte an.

4 Kommentare zu “457 Visum: Wie ich einen Sponsor in Australien gefunden habe

  1. Super witzig! Ich heisse auch Christina, bin 2011 nach Australien zum studieren, dann aufs WHV umgestiegen und wurde dann eben auch gesponsort 🙂 Hoffe Du geniesst Dein Leben hier noch immer! Wir haben alles richtig gemacht 🙂

    Christina x

  2. Hi,
    ich hab meine gesamte Bewerbung als Webseite verfasst und gestaltet, da beim Bereich Mediendesign eine „normale“ Bewerbung einfach unter gehen würde.
    Ich kann die ganze Webseite einfach auf englisch übersetzen. Aber ich hab das Gefühl, dass die ganzen Agenturen sich nicht mal meine Webseite anschauen.

    Zumindest erhalte ich keine Resonanz, geschweige denn eine Antwort auf meine Anfrage.

    Kannst du zufällig aus Erfahrung sprechen, was am besten ankommt?

    Danke für die ganzen Infos.

    • Leider weiss ich bezueglich Bewerbungen in Australien nicht wirklich viel, denn ich musste bis jetzt nicht viele schreiben. Ich glaube aber auch nicht, dass Leute hier sich eine Bewerbung als Webseite ansehen. Ich wuerde an deiner Stelle einen normalen Cover letter plus Resume schicken (als E-Mail geht auch) und dann dabei erwaehnen, dass die Bewerbung auch online vorhanden ist. Du solltest ausserdem fuer jeden Job einen neuen Letter und Resume schicken und dabei auf die jeweiligen Jobkriterien eingehen. Das kommt immer gut an.

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