Vorsicht! Attacke der australischen Elster

australischen ElsterVergiss Schlange, Krokodil und Hai, wenn du durch Australien reist. Nimm dich eher vor der australischen Elster in Acht! Mehrere Menschen haben durch die Elster ein Auge oder sogar ihr Leben verloren.

Alle Jahre wieder: Brutsaison und Elsternalarm

Es ist Frühling bei uns in Australien und die Brutsaison beginnt. Jedes Jahr werde ich von einem wütenden Elstermännchen angegriffen, wenn ich an seinem Nest vorbeilaufe. Spätestens wenn ich seinen Warnschrei höre, bewaffne ich mich mit einem starken Ast und wedel ihn wie wild in der Luft herum. Er fliegt einige Kreise und schreit dabei. Verletzungen blieben mir bis jetzt erspart.

Ehrlich gesagt freute ich mich diesen Frühling riesig, als ich seinen Warnruf hörte und umkreist wurde. Ich befürchtete, dass er das Buschfeuer, das im November letzten Jahres durch unser Grundstück jagte, nicht überlebte. Doch die Elstern haben ein neues Nest im alten Baum gebaut. Das Leben geht weiter.

Australische Elstern werden auf Deutsch Flötenvögel  genannt, weil ihr Ruf an eine Flötenmelodie erinnert. In Australien heißen sie Magpies, was man eigentlich als Elster übersetzen würde. Flötenvögel (Cracticus tibicen) sind nicht mit den Elstern (Pica pica) verwandt. Der Begriff Flötenvögel wird allerdings umgangssprachlich nicht so oft verwendet. Deshalb nenne ich sie in diesem Artikel „australische Elstern“ oder Magpies.

Eigentlich sind australische Elstern liebenswerte, intelligente und neugierige Geschöpfe. Sieh dir mal dieses Video vom Magpie Whisperer an. Dabei kannst du dir auch ihren lieblichen Gesang anhören.

Elsternangriffe - Fakten und Statistik

Australische Elstern leben nicht nur bei uns im Busch, sie lieben auch das Stadtleben. Nur etwa 5% der Männchen werden in der Brutzeit aggressiv. Doch diese Rabauken können am Tag 50 Personen angreifen. Sie beschützen ihr Nest in einem Umkreis von 80m und jeder Eindringling wird rücksichtslos angegriffen. Meist sind die Opfer Jungs, Briefträger, Fahrradfahrer und Hunde. (Quelle: Australian Geographic)

Tausende Australier werden jedes Jahr von Magpies angegriffen. Es gibt sogar eine Webseite, Magpie Alert!, auf der man Magpie-Attacken melden kann. Letztes Jahr wurden 1136 Attacken gemeldet, bei denen die Opfer verletzt wurden. Da können Schlangen & Co nicht mithalten. (Lese hier, wie tödlich australische Tiere wirklich sind!) Meist handelt es sich um Kratzer, doch jährlich erhalten einige Personen Augenverletzungen oder verlieren sogar ein Auge. Hier kannst du einige Fälle nachlesen:

Einige Menschen kommen nach einem Angriff sogar ums Leben. So starb im September 2003 ein 74-jähriger Mann während eine Operation an einer Augenverletzung, die er durch einen Magpie erlitt. Im September 2010 lief ein 12-jähriger Junge von einem Magpie davon und wurde dabei von einem Auto angefahren. Er starb später im Krankenhaus.

Hier ist eine Reportage über Magpie Angriffe (engl.: swooping):

Warum werden einige Elstermännchen so aggressiv?

Aggressive Männchen haben oft schlechte Erfahrungen gemacht. Sie wurden vielleicht von Jungs mit Steinen beworfen oder von Hunden angefallen. Megpies sind nachtragend und können sich sogar Gesichter merken. Oft werden die gleichen Personen angegriffen und andere ignoriert. Manchmal werden aber auch ähnlich aussehende Personen attackiert. Fahrradfaher und Mofa fahrende Postboten sind bevorzugte Opfer.

Ich weiss nicht genau, warum unser Elstermännchen gerade mich nicht ausstehen kann. Wenn ich mit den Kindern am Nest vorbeispaziere, läβt er uns in Ruhe. Ich vermute, dass ihn mein Gefuchtel und Zurückschreien anfeuerte. Wahrscheinlich merkte er sich mein Lauf-Outfit und ist nun darauf fixiert.

Aggressive Elstermännchen erhalten die Todesstrafe

Australische Elstern stehen unter Naturschutz. Leider werden sie trotzdem manchmal von Regierungsbeauftragten erschossen, wenn sie besonders aggressiv sind. Ein Beispiel sind zwei Magpies, die mehrere Jahre lang einen Park in Bunbury (WA) terrorisierten und schließlich erschossen wurden.

Die Mehrzahl der Opfer einer Elsterattacke sind jedoch gegen das Erschießen des Übeltäters. Magpies sind in Australien beliebt und von der Regierung erlaubte Magpie-Hinrichtungen werden von der Öffentlichkeit verurteilt.

Nach einer Studie der Suburban Wildlife Research Group ist die Umsiedlung aggressiver Vögel erfolgreich, wenn sie mehr als 35 km entfernt frei gelassen werden. Es bleibt zu hoffen, dass die australische Regierung zukünftig Elsternmännchen umsiedeln lässt anstatt sie zu erschießen .

Was tun, wenn man von einer australischen Elster angegriffen wird?

Hier sind einige hilfreiche Tipps, falls dich ein Elstenmännchen attackiert:

  • Ruhe bewahren
  • Keine schnellen Bewegungen machen und den Vogel nicht provozieren
  • Blickkontakt halten
  • Schnell gehen und nicht laufen
  • Fahrradfahrer sollten absteigen und das Fahrrad eine Weile schieben
  • Wenn möglich Gebiete, in denen aggressive Elsternmännchen herrschen, zur Brutzeit vermeiden
  • Falls dies nicht möglich ist, Sonnenbrille, Hut und/oder Regenschirm tragen

Fazit: Australische Elstern sind wundervolle, intelligente Geschöpfe. Attacken können verhindert werden, wenn Menschen und Hunde die Vögel in der Brutzeit nicht provozieren und Nistgebiete in der Brutsaison umgehen.

4 Kommentare zu “Vorsicht! Attacke der australischen Elster

  1. grad für die Radler ein guter Tipp, der auch auf magpie-alert zu finden ist: lange Kabelbinder am Helm befestigen. man sieht dann eher aus wie ein Igel, hilft aber ! good luck and happy cycling 🙂

  2. Liebe Irina,
    Heute habe ich Deinen Blog gefunden, als ich nach Berichten zu den Buschfeuern im November 2015 suchte. Tatsächlich wurde darüber in Deutschland / in der Schweiz kaum berichtet - und auch das wohl nur, weil es ein deutsches Opfer gab. Wir waren damals ganz knapp vorher in Eurer Region. Mir vorzustellen, dass vieles von dem, was wir zuvor gesehen hatten, 3 Tage später verbrannt war, war und ist schrecklich - von den verlorenen Menschenleben und Tierleben ganz zu schweigen… Ich wünsche Euch alles Gute und hoffe, vieles sieht für Euch jetzt schon wieder besser aus!
    Magpies liebe ich sehr, sie haben uns mit ihrem speziellen „Australischen“ Gesang schon 2012 begleitet, und Ende 2015 wieder. Angriffig habe ich sie selbst nie erlebt, aber von einer Kollegin auf Kangaroo Island spannende Berichte gehört: Zuerst wurden dem Hund fleissig Haare „gestohlen“, später jedoch war er gar nicht mehr willkommen in Nestnähe.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz, Miuh

Kommentar verfassen