Die unverhofften Freuden und Sorgen der Geflügelhaltung – Teil 2

Als vor mehr als 10 Jahren mein Abenteuer mit Geflügelhaltung im australischen Busch begann, war es gar nicht so einfach. Falls du Teil 1 dieser Serie noch nicht gelesen hast, dann hole es schnell nach!

Männchen sind echt nervig

Brutaler Hahn Goldie

Falls du nicht selbst Geflügel züchten möchtest, dann belaste dich nicht mit Männchen, denn sie sind unliebsame Geschöpfe. Geflügelmännchen sind so brutal zu ihren Weibchen. Folgende Szenarien habe ich beobachtet:

  • 3 Erpel stürzten sich auf eine arme Ente und versuchten sie alle auf einmal zu begatten. Ich würde es eher als Gruppenvergewaltigung bezeichnen.
  • Enten haben ständig kahle, blutige Stellen am Hinterkopf, wo die Männchen sie beim Begatten mit dem Schnabel festhalten.
  • Der riesige Ganter Hans versuchte eine kleine Ente zu vergewaltigen, während sie ein Bad nahm. Er erdrückte das arme Ding und hielt ihren Kopf unter Wasser, bis ich ihn wegscheuchte.
  • Hahn Goldie war besonders aggressiv. Alle Hennen verloren jede Menge Federn am Rücken und er verletzte 2 Zwerghühner schwer. Deshalb sitzt er zur Zeit im Käfig meiner Nachbarin und wartet auf die Vollstreckung seines Todesurteils.

Getreide lockt Mäuse an und Schlangen folgen

Enten, Hühner und Gänse verstreuen ständig ihr Futter. Mäuse und Ratten leben gerne im warmen Hühnerstall, besonders wenn die Herberge ein Selbstbedienungsbuffet enthält. Vor einiger Zeit fand ich ein Rattennest mit 5 rosa Babys. Ihre Augen waren noch geschlossen und sie riefen nach ihrer Mutter. Ich werde dir nicht verraten, was ihnen zugestoßen ist. Aber ich kann dir versichern, dass sie nicht lange leiden mussten.

Ich verwende kein Rattengift im Hühnerstall, weil ich befürchte, dass ein Huhn oder unsere Katze eine vergiftete Maus oder Ratte fressen und daraufhin selbst sterben könnte. Stattdessen stelle ich mit Ködern versehene Fallen auf. Erdnussbutter funktioniert am besten. Seitdem wir abends den Futtereimer ins Haus bringen, haben wir allerdings keine Probleme mehr mit Mäuse und Ratten.

Auf unserem Buschgrundstück bin ich immer auf der Hut vor Schlangen, besonders im Hühnerstall. Schlangen verschlingen liebend gerne Mäuse und Ratten als Hauptgericht und sie trinken manchmal aus Wassertränken. Ich fand einmal eine Tigerotter zusammengerollt unter einem Wassereimer. Ein anderes Mal beobachtete ich einen Kupferkopf beim Schwimmen im Entenpool.

Im Laufe der Jahre fand ich mehrere tote Hühner und Enten, die am Vortag kerngesund erschienen. Vermutlich verursachten Schlangen  den plötzlichen Tod. Ich weiß nicht, ob Hühner mutig, lebensmüde oder einfach nur so doof sind und kleine Schlangen mit großen Würmern verwechseln. Letztes Jahr musste ich dabei zusehen, wie sich mehrere Hühner um eine Babyschlange stritten. Ein Huhn lief mit der Schlange im Schnabel davon und verschluckte ihre Beute mit Haut und Haar!

Füchse jagen auch am helllichten Tag

Ich fing einen Fuchswelpen!

Ich dachte eigentlich immer, dass Füchse nur nachts jagen. Falsch! Unser Hühnerstall ist vollkommen fuchssicher gebaut, so dass unsere Tiere nachts ruhig schlafen können. Tagsüber lasse ich sie ins Außengehege raus und manchmal, wenn ich ein Auge auf sie werfen und sie gegebenenfalls vom Gemüsegarten verscheuchen kann, dürfen sie auch frei im Busch rumlaufen.

Vor einigen Jahren telefonierte ich gerade mit meiner Schwester, als die Enten einen Radau machten und wie wild quakten. Als ich schließlich nach dem Rechten sah, fand ich ein Blutbad - 3 tote Hühner und mehrere verletzte Tiere! Einige Hühner konnten während des Überfalls über den Zaun fliegen und kamen mehrere Stunden später nach Hause. Einige brütende Hennen saßen in ihren Nestern bekamen nichts von dem Trubel mit. Wir vermuteten, eine Fuchsmutter zeigte ihren Welpen, wie man Vögel fängt und tötet, denn die Enten hatten Beißpuren am Hals, waren aber noch lebendig.

Ich sperrte die Tiere daraufhin mehrere Wochen lang ein, aber sie waren so traurig, dass ich sie schließlich doch ins Freie ließ. Leider kamen die Füchse dann wieder am Tag, als ich gerade in meinem Büro arbeitete. Dieses Mal hörte ich gar nichts. Ich war ganz erschüttert, als ich später wieder verwundete und tote Tiere fand.

Wir installierten ein solarbetriebenes Radio im Hühnerstall. Dies schien die Füchse 1 Jahr lang fernzuhalten. Doch dann erfolgte eine neue Attacke, wieder am helllichten Tag, als mein damaliger Lebensgefährte in der nahegelegenen Werkstatt arbeitete. Wir stellten mehrere Fallen auf und waren sogar in der Lage, einen Fuchswelpen zu fangen. Er war so niedlich und es war schade, dass er erschossen werden musste. (Zum Glück musste ich es nicht tun!) Wir kauften ein wenig später ein Gänsepärchen. Seitdem gab es bei uns kein Fuchsüberfall mehr. (Toi, toi, toi!)

Hühner & Co können einfach so sterben

Leider stirbt das meiste Federvieh nicht an Altersschwäche. (Ja, das wusste ich früher auch nicht!) Im Laufe der Jahre starben viele unserer Enten und Hühner an fast genau so viele unterschiedliche Todesursachen und wir mussten neue Eierproduzenten erwerben.

Manchmal ist ein Ei einfach zu groß und bleibt stecken. Nach kurzer Zeit ist die Kloake mit Kacke verschmutzt. Fliegen legen ihre Eier darin und die Maden fressen den Vogel bei lebendigem Leib. Eine unserer Enten starb an diesem Übel. Mein Ex versuchte, sie zu retten, indem er ihren Hintern wusch, das verflixte Ei zerbrach, die Stücken vorsichtig entfernte und alle Maden absammelte. Leider überlebte sie dennoch nicht.

Manchmal sieht ein Huhn total gesund an einem Tag aus und wird dann am nächsten Tag ohne Kratzer tot aufgefunden. Warum? Keine Ahnung!

Manchmal kann ein Küken die Eierschale nicht durchbrechen, wenn es schlüpfen will und es stirbt.

Manchmal hat ein Huhn Lähmungserscheinungen, kann sich nicht bewegen und auch nicht atmen. Vielleicht wurde sie von einer Schlange gebissen?

Manchmal kommt ein Fuchs zu Besuch, hinterlässt ein Blutbad und ich frage mich, wozu ich das alles mache.

Am Anfang heulte ich jedes mal, wenn eines unserer Tiere starb, denn sie sind ein Teil unserer Familie, unsere Haustiere. Nun gebe ich Neuankömmlingen keinen Namen mehr, damit ich nicht zu sehr an sie hänge und besser mit einem Verlust klarkomme.

Warum gebe ich trotz allem nicht auf? Weil ich die Gesellschaft der Tiere liebe und weil die Eier so viel besser schmecken als gekaufte.

Man kann Eier einfrieren

Wie gesagt, die Eier unserer Hühner schmecken tatsächlich besser. Deshalb mag ich es gar nicht, wenn ich im Winter Eier vom Supermarkt kaufen muss. Letztes Jahr erzählte mir eine Bekannte, dass man Eier einfrieren kann. Ich probierte es aus und war erstaunt, wie einfach es ist. Nun kann ich Eier im Sommer einfrieren und im Winter damit Kuchen, Quiche oder Rühreier zubereiten. Eier können entweder getrennt oder ganz eingefroren werden. Man kann im Internet unterschiedliche Methoden finden. Am einfachsten ist es, sie einzeln in kleine Silikonformen zu geben und in Gefrierbeutel umzufüllen, wenn sie hart gefroren sind. Besuche die Webseite Fresh Eggs Daily für genaue Anleitungen.

Es gibt noch so viel mehr über Geflügelhaltung zu berichten. Bald erscheint der 3. Teil dieser Serie. Stay tuned!

2 Kommentare zu “Die unverhofften Freuden und Sorgen der Geflügelhaltung – Teil 2

  1. Hallo! Vielen Dank für diese tolle Artikelserie! Bin gerade am überlegen ob ich mir auch Hühner halten soll! Sehr informativ, vielen Dank!

    lg Sarah

  2. Oh je, wenn man die Sorgen so liest, finde ich das schon krass. Ich habe einen Freund, der hält auch
    Geflügel, hat aber noch nie etwas von Sorgen erzählt. Aber er geht auch ein wenig anders vor. Er hat
    rund um den Hühnerstall noch Hasendraht gelegt, um die Füchse abzuhalten. Ob das was bringt,
    habe ich nie gefragt, weil ich noch nie Interesse an der Haltung hatte. Da ich aber jetzt Eigentum
    habe, mit einem sehr großen Hof, überlege ich es mir doch. Allerdings klingen deine Sorgen wirklich
    übel und da überlebe ich besser 2 Mal. Ich frage noch mal meinem Freund, wie es ihm so ergeht. Auf
    jeden Fall interessanter Artikel von dir!

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