Norseman, eine faszinierende Goldgräberstadt

Norseman liegt im Südwesten Australiens, ist etwa 700 km von Perth entfernt und befindet sich 200 km nördlich von Esperance.

Die Stadt Norseman hat heute etwa 1000 Einwohner und bekam ihren Namen von einem Pferd! Im Jahre 1984 band Laurie Sinclair sein Pferd, Hardy Norseman, über Nacht an einen Baum fest.

Laurie Sinclair und Hardy Norseman

Am nächsten Morgen entdeckte Laurie einen Goldklumpen, den Norseman in der Nacht freigelegt hatte. Das Gold lockte natürlich viele Goldgräber an. Es wurde eine Stadt errichtet und zu Ehren des Pferdes „Norseman“ genannt.

Geocaching ohne Navigationsgerät?

Eigentlich wollten meine beiden Kinder und ich ein Geocaching-Abenteuer eingehen. Es waren Winterferien und aufgrund des stürmischen und regnerischen Wetters verbrachten wir viel Zeit im Haus. Die Wettervorhersage für Norseman versprach sonnige, windfreie Tage mit Höchsttemperaturen um die 17ºC. Und laut Geocaching-Webseite waren in der Gegend um Norseman einige Geocaches versteckt. Also buchte ich ein Zimmer im Railway Motel für eine Nacht. (Der Preis war günstig; es gab eine Badewanne, eine Heizung und ein leichtes Frühstück.)

Einen Tag vor der Abreise stellten wir fest, dass unser Navigationsgerät nicht mehr funktionierte. Wir konnten es nicht reparieren und auf die Schnelle kein neues Gerät auftreiben. Ich hätte wahrscheinlich unseren Kurztrip abgesagt, wenn es nicht eine Stornierungsgebühr für das Hotel gegeben hätte.

Foto: DON PUGH

Bis jetzt haben wir Norseman nur einige Male als Erholungspause auf dem Weg von und zu Kalgoorlie benutzt, damit die Kinder auf dem Spielplatz ihre aufgestaute Energien abbauen konnten. Obwohl mir die wunderschönen Eukalyptusbäume in Norseman und Umgebung gefallen haben, sah die Stadt verlassen und verfallen aus und ich hatte keine Ahnung, was wir auf unserem Kurztrip besichtigen sollten. Trotzdem habe ich frohen Mutes unsere Sachen gepackt.

Bromus Dam

Unser erster Stop war Bromus Dam, 30 km südlich von Norseman, wo ein Geocache versteckt sein sollte. Die Beschreibung des Verstecks war so gut, dass wir uns optimistisch auf die Suche machten. Ich muss sagen, ohne die Geocaching-Webseite hätte ich hier wohl nie angehalten. Es ist immer wieder erstaunlich, wo es uns auf der Suche nach einem Geocache verschlägt.

Die Eisenbahngesellschaft errichtete den Damm vor vielen Jahren und nutzte das Wasser zum Auffüllen der Dampflokomotiven. Das Wasser wurde auf einem riesigen Felsen gesammelt und durch niedrige Mauern in ein Rohr geleitet, welches das Wasser in den Damm führte.

Der Damm sah so friedlich aus und ich kann verstehen, warum dieser Campingplatz im Sommer für Insider so beliebt ist. Um das Geocache zu finden, mussten wir auf dem Wasserrohr, das mit einer Sandschicht bedeckt war, entlang wandern. Es war so still und ich konnte mich nicht genug an den schönen Bäumen sattsehen. Nach etwa 1 km kamen wir auf einer Felsenlichtung und entdeckten den Wassertank, in dessen Nähe das Geocache versteckt sein sollte. Nach einigen Minuten fanden wir das Geocache ohne Navigationsgerät! Wir waren so stolz!

Auf dem Rückweg machten wir ein Picknick unter den Eukalyptusbäumen. Zwei freche Elstern sangen ihre Lieder und versuchten, unsere Krümel zu stibitzen.

Dundas

Wir fuhren 10 km weiter zur Geisterstadt Dundas. Ein Geocache sollte hier versteckt sein, das wir aber nicht gefunden haben. Wir gaben danach unsere Geocaching-Jagd auf und genossen stattdessen alles, was Norseman zu bieten hatte.

Die Stadt Dundas wurde 1892 errichtet, dann aber schon 2 Jahre später wieder verlassen, weil man in Norseman Gold fand. Schilder erklärten die Geschichte der Stadt und das Leben der Pioniere. Kannst du dir vorstellen, dass einige Leute Häuser aus zerdrückten Blechdosen bauten?

Die Kinder erkletterten die Dundas Rocks, Felsen und Steine, die 2892 Millionen Jahre alt sein sollen. Eine unbefestigte Strasse führte von Dundas nach Norseman. Es handelt sich dabei um eine alte Kutschenstrasse. Da ich aber nicht wusste, wie gut die Strasse befahrbar war, fuhren wir lieber auf dem Highway nach Norseman.

Norseman Touristenzentrale

In Norseman angekommen, informierten wir uns zunächst in der Touristenzentrale über Aktivitäten, die wir in der Stadt und Umgebung durchführen konnten. Die Angestellte stellte sich als erstaunliche Wissensquelle heraus und wir stellten ihr viele Fragen über Norseman. Auf meine Frage hin, ob noch Gold in Norseman gefunden wird, antwortete sie: “Ja, es gibt noch Gold in 2 Minen in der Nähe, das hierher transportiert und dann verarbeitet wird.“

Foto: DON PUGH

Beim Fahren durch die Stadt stellte ich fest, dass sich hier seit meinem letzten Besuch viel getan hat. Es gab zwar noch immer jede Menge zerfallene Häuser, aber auch viele renovierte Häuser mit wunderschönen Gärten. Die Stadt versucht, mehr Touristen, die auf der Durchreise vom oder zum Nullarbor sind, zum Verweilen einzuladen. Es gibt eine Statue vom berühmten Pferd, Norseman, aus altem Blechdach gebaute Kamele, ein Museum, ein Park mit alten Maschinen, Wanderwege und jede Menge Hügel mit tollen Ausblicken, die zu einem Picknick verführen. Und überall gibt es Schilder, die über die Geschichte der Stadt, Pflanzen- und Tierwelt sowie das Leben der Pioniere informieren.

Beacon Hill Lookout

Wir fuhren zum Beacon Hill Lookout und hatten einen tollen Ausblick auf die Stadt, die Goldfabrik und die Wälder. Wir spazierten auf einem Entdeckungspfad, auf dem ich die ersten hübschen, farbenfrohen Steine entdeckte, die Goldgräber zu Tage beförderten. Die würden so gut in meinem Garten aussehen! Sie waren aber zu schwer, um sie alleine zum Auto zu tragen. Ich konnte mir jetzt ein wenig vorstellen, wie hart die Arbeit der Goldgräber war, die mit einfachen Geräten und Werkzeugen durch das Geröll buddeln mussten und am Ende meist doch kein Gold fanden.

Railway Motel

Foto: DON PUGH

Wir hatten einen anstrengenden Tag hinter uns und freuten uns riesig auf unser Hotelzimmer im Railway Motel. Das alte Hotel wurde vor nicht allzu langer Zeit renoviert und ist eine angenehme Bleibe. Die nette Besitzerin, Therese, informierte uns darüber, dass ein Zimmer mit Whirlpool frei wurde, das sogar billiger als unser gebuchtes Zimmer war! Als sie erfuhr, dass wir in Esperance wohnen, gab sie uns einen Einheimischenrabatt, denn: „Esperance und Norseman liegen ja gleich um die Ecke und deshalb seit ihr Einheimische!“ Wir waren sehr erfreut und probierten gleich nach dem Abendessen den Whirlpool aus.

The Great Western Woodlands

Am nächsten Morgen fand ich in der Hotelhalle eine Broschüre über The Great Western Woodlands. Ich hatte noch nie davon gehört und stellte erstaunt fest, dass Norseman sich inmitten eines 16 Millionen ha (160.000 km2) Waldgebietes befindet! Diese Fläche ist mehr als doppelt so groß als Bayern und nur spärlich besiedelt. Es ist das größte erhaltene Wald der gemäßigten Klimazone auf der Erde. Kaum zu glauben, ich wohne nun schon seit über 10 Jahren nur 2 Stunden von Norseman entfernt und dies ist neu für mich!

Ausgeruht und voller Energie machten wir uns auf den Weg, diesen Wald zu erkunden. Wir wanderten auf dem Woodland Walk und fuhren dann einige km auf dem Granite and Woodlands Discovery Trail. Die unbefestigte Strasse verbindet Norseman mit der 300 km entfernt liegenden Stadt, Hyden. Uns genügte heute aber die Fahrt bis zum Lake Cowan Lookout (siehe erstes Foto dieses Artikels). Der Salzsee war ziemlich ausgetrocknet, sah aber mit seinen Wildblumen und rostroten Sand bezaubernd aus.

Therese versicherte uns am Vortag, dass man zum Befahren der alte Kutschenstrasse nach Dundas keinen Geländewagen benötigt, sondern ein „normales“ Auto ausreicht. Und so fuhren wir nach der Besteigung des Mount Jimberlana und einem Picknick die 25 km lange Route. Mehrere Stops informierten uns über das Leben der Pioniere und ich konnte endlich einige hübsche Steine für meinen Garten in mein Auto laden.

See ya later, Norseman!

Wie wohl Norseman’s Zukunft aussehen wird? Ob sich die Kleinstadt, wenn alles Gold in der Gegend abgebaut ist, als Touristenattraktion halten kann oder wird sie eines Tages vielleicht auch eine verlassene Geisterstadt sein? Nach dem Kurztrip, steht für uns fest: Norseman ist auf jeden Fall eine Reise wert und garantiert ein faszinierendes Outback-Abenteuer. Wir kommen ganz bestimmt bald wieder!

Anmerkung: Ein Jahr später fuhren wir die gesamte Strecke des „Granite and Woodlands Discovery Trails“ von Norseman nach Hyden. Unsere Abenteuer auf dieser Strecke kannst du hier nachlesen!

4 Kommentare zu “Norseman, eine faszinierende Goldgräberstadt

  1. Das erinnert mich stark an meine Tour entlang des Golden Pipeline trails, von Perth nach Coolgardie. Leider hatte ich nur etwa 7 Tage Zeit für die Strecke und konnte in keins der Museen, einfach keine Zeit dafür.

  2. Wenn es mich jemals nach Australien verschlägt will ich auch mal dorthin! Und mit Geocaching muss ich mich tatsächlich mal befassen. Hatte ich vorher noch nie etwas von gehört.

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