WHEN DOVES CRY – Der Anfang vom Ende?

Foto: Franz Jachim

Busch-LIVE! 5

Das Leben wirft Steine in unseren Weg, wenn wir es am wenigsten erwarten. Beschäftigt mit einem neuen Blog, habe ich die Warnsignale nicht sehen wollen. Ist das der Anfang vom Ende? Werde ich mein Leben im Busch aufgeben müssen?

Krebs hat auch meine Familie gefunden

Krebs ist eine Krankheit, mit der jeder von uns irgendwann in seinem Leben in Berührung kommt. Ob man nun selbst erkrankt, ein Freund oder ein Familienmitglied. Diesen Tag habe ich schon lange kommen sehen und gefürchtet: Jemand in meiner Familie hat Krebs, oder vielleicht auch nicht. Meiner Mutter wurde ein Tumor aus der Blase entfernt. (Und zwar einen Tag vor ihrem Geburtstag!) Ihr wurde nicht gesagt, ob er gut- oder bösartig war. Und sie fragt nicht, denn sie hat Angst vor dem Wort Krebs.

Als meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wollte ich mich am liebsten sofort in den Flieger setzen und an ihre Seite eilen. Doch zwischen uns liegen etwa 14.500km und ein Flugticket kostet viel. Hinzu kommt die Verantwortung als Mutter und Partnerin, für die eigene Familie da zu sein. Also wartete ich voller Ungeduld auf eine Nachricht. Meiner Mutter geht es besser, aber mehr Untersuchungen sind notwendig. Ein Deutschlandbesuch ist schon lange fällig!

Purple Rain

When Doves Cry - Der Anfang vom Ende?

Foto: Dan Lacey

Prince war mein Jugendidol. Ich vergötterte ihn und seine Musik. Seine Konzerte sind in meinem Gehirn gebrannt und seine Musik war immer für mich da. Doch dann lernte ich meinen eigenen Prinzen kennen. Prince rückte in den Hintergrund, als ich ein Leben mit Prinz begann, zu ihm nach Australien wanderte, in den Busch zog und eine Familie gründete. Ich gab meine Karriere als Ingenieurin auf, bekam Hausfrau und Mutter und war immer für meine Familie da. Über die Jahre hat sich mein Prinz langsam zu einem Frosch verwandelt. Kein Kuss vermag ihn zurück zu verwandeln. Geduld brachte die alte Liebe nicht zurück. Wut, Traurigkeit und Tränen erst recht nicht.

Ich fand meinen Weg zu Prince zurück. Ich suchte Trost und Hoffnung. Seine Musik, seine Schönheit ließen mich die Hässlichkeiten meines Lebens vergessen. Sein Konzert in Perth füllte mein Herz mit Freude und Zuversicht. Doch in der Zeit, in der ich Prince am meisten brauche, stirbt er. Einfach so. Plötzlich, ohne Vorwahrung! Mein Herz blutet, noch mehr als nach dem Verlust meines Prinzen und die Entdeckung des Frosches. Doch seine Musik wird für immer weiterleben. Ein kleiner Trost!

Der Frosch

Der Frosch verkündete, er müsste sich einen Urlaub gönnen. 2,5 Monate will er ohne uns sein und Europa durchreisen. Doch zu Hause war er schon so lange kein Teil der Familie mehr. Trotzdem tat die Entdeckung weh, dass er heimlich sein Ticket buchte, den Reisepass beantragte und seinen Urlaub plante.

Dann der nächste Schlag in die Magengrube: Der Frosch will alleine leben. Er ist so viel glücklicher alleine. Der Frosch braucht uns nicht mehr. Er hat eigentlich schon lange alleine gelebt: Schlafen in der Werkstatt, den ganzen Tag tun und lassen, was er will, so lange er Geld nach Hause bringt. Kaufen, was er will, wann er will. Zu Hause sitzt die Doofe, die ihm Essen kocht, ihm alles hinterher räumt und seine Wäsche wäscht. Ab und zu mal mit den Kindern scherzen. Schnell verschwinden, wenn die Luft zu Hause zu dick wird.  Ab und zu mal die Doofe im Arm halten, damit sie friedlich bleibt.

Wie ist das passiert? Hat die Krankheit sein Gehirn verbrannt, alle Logik entfernt, alle Liebe zerstört? Oder war es meine Unzufriedenheit, meine Eifersucht, weil er jeden Tag tun und lassen konnte, was er wollte, während ich zu Hause gefangen war. Die Kinder, die ich so liebe, meine Engel, für die ich immer da sein wollte. Aber gleichzeitig vermisste ich mein altes ICH, wollte meine Karriere, wollte finanziell unabhängig sein.

Ich ließ mich vom Frosch abhängig machen. Frosch verdient Geld, Frosch bringt uns Feuerholz, Frosch repariert mein Auto, Frosch weiß, was zu tun ist, wenn kein Strom und kein Wasser da ist… Ohne Frosch ist das Leben im Busch nicht möglich.

Ich wollte arbeiten und Geld verdienen. Doch Leben im Busch und dem Frosch seine Freiheiten lassen, ließen es nicht zu. Frosch wollte nicht mit Kindern und Haushalt helfen. Arbeit finden während Schulzeiten ist nicht einfach. Hinzu kommt die lange Fahrt in die Stadt. Also versuchte ich mein Glück mit Bloggen. Ich war so stolz auf meine Webseite, die ich ganz alleine aus dem Nichts erschuf. Ich war stolz auf meine Erfolge, freute mich über Kommentare, über neue Leute, die ich kennenlernte.

Bloggen brachte mir Freude, aber kein Geld. Muss ich das Bloggen, meinen Garten und das Federvieh aufgeben? Muss ich vom Busch in die Stadt ziehen und Geld verdienen? Ein Job annehmen, den ich hasse, damit wir leben können? Wird der Frosch darauf bestehen, die Kinder die Hälfte der Zeit zu besitzen und mir damit mein Herz zerstückeln? Oder können wir friedlich im Busch nebeneinander leben? Die Kinder hin und her, wo sie wollen, wann sie wollen?

Ich vertraue dem Frosch nicht mehr. Ich bin jetzt eine Spionin, denn er redet nicht und er verheimlicht mir Dinge. Frosch hat eine neue E-Mail-Adresse, ein neues Paypal-Konto, ein passwortgeschütztes WhatsApp. Was noch?

Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Vielleicht ist dies ist alles nur Teil seiner Midlife-Crisis. In Europa wird er uns vermissen und merken, dass er uns braucht. Er wird wieder mein Prinz. Abwarten und Tee trinken. Die Zeit ohne ihn genießen…

Ist es der Anfang vom Ende? Wartet vielleicht ein neues, glücklicheres Leben auf mich? Wird es einen Krieg geben? Oder wartet eine Liebe, neu oder alt? Prinz oder Frosch? Die Zukunft ist ungewiss. Das musste ich mir von der Seele schreiben.

Lese mehr Artikel der Serie „Busch-LIVE! – Mein Leben im australischen Busch“!   

8 Kommentare zu “WHEN DOVES CRY – Der Anfang vom Ende?

  1. Oh Irina. Dein Beitrag ist toll geschrieben. Ich fühle mit dir und weiß genau wie es dir geht. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es für dich wieder Berg auf geht! In Liebe Steffi

  2. deine offenheit ist gewaltig. das scheint schon lange an dir zu nagen. tut mir leid, für dich kommt’s nun knüppeldick. und was den frosch betrifft, auf männer gibts nunmal keine garantie. es gibt männer und männer mit verstand. das es letztere geben soll, halte ich für ein gerücht…
    soll er doch das weite suchen vielleicht erkennt er dann, dass das gute so nah liegt.
    ein kleiner trost: du lebst im schönsten land der welt und darin wohl am schönsten fleck!

  3. Oh Irina, ich wünschte du könntest den Frosch küssen und er wird wieder zu deinem Prinz. Doch wir wissen das ist nur ein Märchen. Ich drücke dich ganz fest und wünsche dir viel Kraft.

  4. Hoert sich an wie mein Frosch, ob es wohl am australier liegt? Oft moechte ich einfach one way zurueck in dje Heimat. Ja das Land ist schoen, aber leider so einsam wenn man auf dem Land alleine wohnt! Und die kids die fragen jeden tag nach oma.. drueck dich!

    • Tut mir leid, dass du auch solch einen Frosch hast. Ich weiss nicht, australische Maenner sind nett, aber die meisten lassen sich zu Hause gerne bedienen. Aber in Deutschland könnte ich nicht mehr wohnen und ich habe hier viele Freunde.

Kommentar verfassen