Warum ich mein Leben im australischen Busch liebe - 8 Vorteile

Ich lebe nun schon seit fast 11 Jahren im australischen Busch, der inzwischen meine Heimat geworden ist. Aufgwachsen bin ich jedoch in einer deutschen Stadt. Und obwohl ich schon immer eine Naturliebhaberin war, hätte ich mir nie vorgestellt, dass mir jemals ein isoliertes Leben, umgeben von Schlangen und Spinnen, gefallen würde.

Für alle, die von einem Leben im australischen Busch träumen oder einfach mal wissen möchten, wie so ein Leben aussieht, habe ich hier mal eine Liste mit den für mich wichtigsten Vorteilen aufgestellt:

1. Nachbarhäuser sind weit entfernt

Morgens werde ich garantier nicht von Straßenlärm, bellenden Hunden oder schreienden Nachbarn geweckt. Auch kann ich mich nicht beschweren, dass ich nachts wegen lautstarken Passanten oder Feierlichkeiten meiner lieben Nachbarn nicht schlafen kann.

Morgens ungestört einen Buschspaziergang vornehmen?  Mal nur im Nachthemd schnell die Hühner rauslassen? An einem heissen Tag unbekleidet auf der Veranda liegen? Kein Problem! Und das beste: Abends keine Gardinen zuziehen!

Umgekehrt stören wir unsere Nachbarn auch nicht. Die Kinder können draußen schreien so viel sie wollen. Mein Partner kann jederzeit mit seinem Motorrad durch den Busch fahren oder in der Werkstatt nach Lust und Laune hämmern.

2. Nachbarn halten zusammen und helfen sich gegenseitig

Bei einem Buschfeuer packt jeder mit an, wenn ein Nachbarhaus gefährdet ist. Muss jemand für einige Tage wegfahren, dann ist ein netter Nachbar zur Stelle, um die Tiere zu füttern. Und bei Autoproblemen, kann man auch mal das Auto des Nachbarn ausleihen.

3. Seltene ungebetene Besuche

In den letzten 11 Jahren wurden wir nur zwei mal von den Zeugen Jehovas belästigt, die sich leider nicht von unserem geschlossenen Tor und dem Hinweisschild „Vorsicht bissiger Hund“ abschrecken ließen. Staubsaugerverkäufer und dergleichen ließen sich hier jedoch gar nicht blicken.

4. Leben in der Natur

Was für ein gutes Gefühl, sich morgens mit einer Tasse Tee unter einem Baum zu setzen, dabei Kängurus beim Grasen zu beobachten und der Vogelmusik zu lauschen. Wenn es sich hierbei nicht um einen Urlaubstag, sondern um einen ganz gewöhnlichen Alltag handeln, bezeichne ich das als absoluten Luxus.

Vielleicht denkst du jetzt: „Was ist aber mit all den Schlangen, Spinnen und Skorpionen?“ Sie sind auf keinen Fall so gefährlich wie Kriminelle und Fahrzeuge. Statistisch sterben mehr Menschen beim Autounfall als bei einem Schlangenbiss. Und je weniger die Population in einem Gebiet, je weniger Straffälligkeiten kommen vor. Deshalb halte ich nach meiner Erfahrung das Leben im Busch für ungefährlicher als das Leben in der Stadt.

Kinder wachsen großartig im australischen Busch auf. Die Wildnis ist ein Abenteuerspielplatz, auf dem sie ungestört auf Bäume klettern, täglich wilde Tiere und Pflanzen beobachten und sich nach Herzenslust dreckig machen können.

Wir Erwachsene fühlen uns in der Natur gleichermaßen wohl. Naturerlebnisse helfen uns vom Alltag abzuschalten und Abstand zu Problemen zu gewinnen. Wer nun sogar in der Natur lebt, hat weniger Stress, ist ausgeglichener und entspannter.

5. Atemberaubender Sternenhimmel

Foto: José Miguel

Im Busch gibt es keine Lichtverschmutzung (nächtliche Himmelsaufhellung durch künstliche Lichtquellen). Bei klarem Himmel ist die Milchstrasse eindeutig zu sehen und einfach überwältigend. Die Sterne funkeln zauberhaft. Und wenn der volle Mond groß und orange am Horizont aufgeht, bleibt mir jedes mal die Luft weg. Diese kleinen Naturwunder machen das Leben doch so lebenswert.

6. Möglichkeit eines alternativen und ausgewogenen Lebensstils

Wer ein Stück Land besitzt, hat natürlich auch jede Menge Platz für einen Gemüsegarten, eine Obstplantage und die Haltung von Nutztieren. Die Arbeit an der frischen Luft sowie das Essen von  ökologisch angebautem Obst und Gemüse hält Körper und Geist jung und fit.

7. Geld sparen

Eine weite Entfernung zu Einkaufsmöglichkeiten kann natürlich auch ein Nachteil sein. Ich sehe dies aber positiv: In der Regel fahre ich einmal pro Woche in die Stadt um meine Einkäufe zu erledigen. Habe ich an diesem Tag beispielsweise die Milch vergessen, so muss ich eben eine Woche ohne Milch auskommen. Dies bringt enorme Ersparnisse mit sich, denn würde ich in der Stadt wohnen und dann am nächsten Tag nur mal schnell Milch holen gehen, komme ich garantiert noch mit der Zeitung, Schokolade und jede Menge anderen unnötigem Dingen nach Hause.

Habe ich mal keine Lust zu kochen, so kann ich mir nicht eine Pizza liefern lassen oder einen Döner bei dem Türken um die Ecke holen. Stattdessen gibt es ein belegtes Brot und Rohkost (natürlich vom eignen Garten)  – schnell, einfach und billig.

Es wird Feuerholz benötigt? Mulch oder Kompost für den Garten? Steine zum Bau eines Steingartens? All dieses und mehr lässt sich auf unserem Buschland finden und dann zwar mit viel Mühen, aber kostenlos zum Haus transportieren.

8. Steuerliche Vorteile

Australier, die in bestimmten Zonen wohnen oder arbeiten, müssen weniger Steuern bezahlen. Sie erhalten auf der Steuererklärung eine Gutschrift, auch Zone Tax Offset genannt. Der genaue Betrag für diese Gutschrift ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Meine Familie zahlt im Jahr $416 weniger Steuern, weil wir in „Remote Area Zone B“ wohnen. Dieser Betrag ist zwar nicht gerade bedeutend groß, aber ich freue mich über jeden Dollar, den ich nicht dem Finanzamt abgeben muss.

Natürlich ist das Buschleben nicht immer rosig und deshalb nicht jedermanns Sache. Aber trotz verschiedener Unannehmlichkeiten liebe ich mein Buschleben und möchte mit niemandem tauschen.

4 Kommentare zu “Warum ich mein Leben im australischen Busch liebe - 8 Vorteile

  1. Hallo, braucht man da so etwas wie einen Personalausweis oder darf man dort einfach so leben?

Kommentar verfassen